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04.04.2019

Interview mit Dr. Jörg Stockhaus

Wer bist du und was machst du?

Ich heiße Jörg Stockhaus und interessiere mich für Natur- und Umweltschutz. Als Biologe ist mir dabei die herausragende Bedeutung der Honigbiene für den Erhalt der Artenvielfalt besonders wichtig. Deshalb beschäftige ich mich seit 2005 intensiv mit der Imkerei und der faszinierenden Welt der Honigbienen. In dieser Zeit habe ich in Olching eine Hobbyimkerei aufgebaut, um zur Bestäubung der Blütenpflanzen in unserem Lebensumfeld beizutragen und regional erzeugte Bienenprodukte anzubieten.

 

 

Wo im Landkreis ist der Sitz deines Betriebs? Wie viel und was stellst du in einem Jahr her?

Wir betreiben unsere Hobbyimkerei mit ca. 18 Bienenvölkern in Olching. Im Mittelpunkt steht dabei unser Beitrag zur Bestäubung der Blütenpflanzen in unserer Umgebung. Darüber hinaus gewinnen wir mit den Bienenvölkern Honig, Wabenhonig, sauberes Bienenwachs für die Kerzen- und Salbenherstellung und Propolis. Propolis ist ein Harz, das die Bienen von Baumknospen einsammeln und das starke antibiotische Wirkungen aufweist. Dieses Propolis ist ein Wirkstoff, der in der Apitherapie, also der medizinischen Verwendung von Bienenprodukten, eingesetzt wird. 

 

Wir verwenden mit Leinöl imprägnierte Holzbehausungen für die Bienen, haben einen eigenen Wachskreislauf und verwenden zur Bekämpfung der Varroamilbe nur Mittel, die den Bio-Anforderungen entsprechen. Honig wird nur aus unbebrüteten Waben geschleudert. Bei uns steht nämlich die hohe Qualität unserer Produkte und nicht die Quantität im Mittelpunkt.

 

Beim Imkern verstehe ich mich als Partner der Bienen und versuche die Entwicklung der Bienenvölker mit möglichst wenigen Störungen optimal zu fördern.

 

 

Wie viele Bewohner des Landkreises Fürstenfeldbruck könntest du geschätzt ernähren?

Unsere Bienen produzieren hier in Olching in Abhängigkeit von der Jahreszeit eine erstaunliche Vielzahl an Sortenhonigen mit ganz unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Pro Volk entnehmen wir etwa 15 kg Honig im Jahr. Da wir diese Menge nicht selber verzehren können, sind Sie eingeladen, unsere Honige zu probieren und durch den Erwerb Ihrer Lieblingshonige die Haltung unserer Bienenvölker hier vor Ort zu unterstützen.

 

 

Wie bist du zu Deinem Beruf gekommen und wie lang machst du ihn schon?

Ich habe mich schon seit meinem Biologiestudium für Honigbienen interessiert und die komplexen Kommunikationssysteme der Bienen bewundert. Durch Zufall habe ich im Jahr 2005 einen Bienenstand auf dem Betriebsgelände meiner Firma entdeckt und die Beobachtung der fleißigen Bienen hat mich motiviert, mich intensiver mit der Imkerei zu beschäftigen. Daraus ist inzwischen ein recht zeitintensives und erfüllendes Hobby geworden.

 

 

Was gefällt dir an deiner Arbeit?

Die Honigbiene ist ein wichtiger Bestäuber für viele Wildblumen und Kräuter, aber auch für viele Nutzpflanzen wie z.B. Obstbäume und Beerensträucher. Durch diese immense Bestäubungsleistung sichert die Honigbiene die Fortpflanzung dieser Pflanzen und das Überleben, der von den Pflanzen abhängigen Tierwelt und natürlich auch unsere Ernährung. Die Betreuung von Bienenvölkern ist also gelebter Naturschutz und leistet einen essenziellen Beitrag zum Erhalt unseres lokalen Ökosystems.

 

Seit meiner Jugend interessiere ich mich für die Natur und den Naturschutz und habe schon früh beim Deutschen Bund für Vogelschutz im Biotopschutz mitgearbeitet. Deshalb ist die Imkerei ein besonders interessantes Hobby, weil es mir erlaubt, die Entwicklung der Natur im Verlauf der Jahreszeiten hautnah mitzuerleben. Für die verschiedenen Arbeiten an den Bienenvölkern dient der phänologische Kalender, der bestimmte Entwicklungsstadien in der Pflanzenwelt berücksichtigt, als Orientierungshilfe. Dies setzt eine genaue Beobachtung der Pflanzenentwicklung im Verlauf der Jahreszeiten voraus. Als Imker lebt man also immer am Puls der Natur. Ein besonders schönes Erlebnis ist es, das Erwachen der Bienenvölker im Frühjahr zu beobachten. An den ersten wärmeren Sonnentagen stürzen sich die Bienen nach der langen Winterruhe förmlich ins Licht und sammeln besonders emsig Pollen und Nektar, um damit die neuen Bienengenerationen aufzuziehen. Ein spannendes und ereignisreiches Bienenjahr beginnt.

Was möchten die Menschen, wissen, wenn Sie bei Dir einkaufen?

Wo stehen Ihre Bienenvölker?

Unsere Bienenvölker stehen in den Amperauen in Olching. Wir garantieren also, dass 100% unseres Honigs aus der Region stammt. Unsere Bienen bestäuben viele Blütenpflanzen in unserem Lebensumfeld. Dies ist besonders wichtig, denn Honig kann man importieren – Bestäubungsleistung nicht!

 

 

Wie kommen Sortenhonige zustande? Man kann doch nicht steuern, welche Blüten die Bienen besuchen?

Die Sortenhonige kommen durch die Kombination von zwei Parametern zustande: erstens den Ort und zweitens die Zeit. Verschiedene Blütenpflanzen blühen im Ablauf des Jahres in einer bestimmten Zeitabfolge, weshalb die Bienen nur die Blüten besuchen können, die gerade blühen. Dabei sind bestimmte Blütenangebote besonders attraktiv. Wenn sich in der Nähe der Bienenvölker ein Rapsfeld befindet, fliegen die Bienen zur Zeit der Rapsblüte fast ausschließlich das Rapsfeld an und sammeln Rapshonig. Ende Juni, wenn die meisten anderen Blüten verblüht sind, sammeln die Bienen überwiegend Lindenhonig oder Waldhonig. Ansonsten können Sortenhonige auch durch die Platzierung der Bienenvölker neben reichen Trachtquellen (Rapshonig, Tannenhonig, Akazienhonig, Löwenzahnhonig, Edelkastanienhonig) gewonnen werden (Wanderung).

 

 

Haben Sie Probleme mit dem Bienensterben? Ist das Bienensterben wirklich so schlimm?

In unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft ist die Bienenhaltung eine sehr große Herausforderung geworden. Die Bienenvölker benötigen über das ganze Jahr hinweg ein möglichst vielfältiges und hochwertiges Nahrungsangebot, um sich gut entwickeln zu können und um widerstandsfähig gegen negative Umwelteinflüsse zu werden. Zusätzlich hängt die Überlebensrate der Bienenvölker von vielen weiteren Faktoren ab: geeigneter Standort (Mikroklima, Nahrungsangebot, Wasserangebot etc.), Art des Spritzmitteleinsatzes in der Umgebung, Anzahl der Völker pro Quadratkilometer (Übertragung von Bienenkrankheiten), aber insbesondere auch von den Fähigkeiten des Imkers und der Imker in der Nachbarschaft (Pflege der Bienenvölker, Krankheitsbekämpfung). Generell können die Bienen und die übrigen Insekten unterstützt werden, indem Gärten mit insektenfreundlichen Kräutern, Sträuchern und Bäumen ausgestattet und Brachflächen in Blühflächen umgewandelt werden. 

 

Die jährlichen Verluste an Bienenvölkern liegen zwischen 5 und 30 %, können aber auch deutlich höher ausfallen. Diese Verluste müssen dann durch zusätzliche Reservevölker oder Zukäufe ausgeglichen werden, was einen erheblichen finanziellen Aufwand darstellt. Um eine Kostendeckung zu erreichen, sind die heimischen Imker auch deshalb dazu gezwungen, die Honige zu höheren Preisen anzubieten als Importhonige.

 

 

Ich habe in meinem Garten in den letzten Jahren keine Bienen mehr gesehen. Sind die Bienen schon größtenteils ausgestorben?

Wir können die Bienenhaltung durch Anpflanzung von bienen- und insektenfreundlichen Pflanzen fördern. Informationen hierzu findet man unter dem Stichwort „Bienenweidepflanzen“. Wildbienen und Hummeln können zusätzlich durch die Schaffung von Nistmöglichkeiten wie z.B. Natursteinmauern und Insektenhotels, die mit Maschendraht vor Vögeln geschützt sein sollten, gefördert werden. Wenn Sie ein geeignetes Grundstück besitzen, können Sie Flächen für die Aufstellung von Bienenvölkern zur Verfügung stellen. 

 

Außerdem können Sie die lokale Bienenhaltung durch den Verzehr von lokal und regional erzeugtem Honig und anderen Bienenprodukten wirksam unterstützen.

 

 

Wir bedanken uns für deine Zeit.

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