Verstanden
Account unwiderruflich löschen
Mehr Informationen
Account doch nicht löschen
Ok, Weiter
06.07.2018

Interview mit Ulrich Bernhard

Wer bist du und was machst du? 

Ich heiße Ulrich Bernhard, bin 25 Jahre alt und bewirtschafte einen landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb in Maisach.

 

Wie bist du zu der Landwirtschaft gekommen? 

Ich bin hineingeboren, wobei zu der Zeit der Betrieb eine klassische Milchviehhaltung im Vollerwerb war, die jedoch bald aufgegeben wurde. Anschließend wurde noch Ackerbau mit Getreide und Maisanbau im Nebenerwerb ohne jegliche Tierhaltung betrieben, dies hat mich bereits als Kind gestört. 2007 habe ich begonnen wieder Kartoffeln anzubauen, das war der Beginn der Direktvermarktung. 2016 bin ich wieder in die Tierhaltung eingestiegen.

 

Was gefällt dir an deiner Arbeit? 

Zum einen mache ich was Essentielles, da ohne Landwirtschaft die Menschheit ziemlich Hunger hätte, zum anderen macht es einfach Freude zuzusehen, wie aus kleinen Samen hochwertige Lebensmittel entstehen.

 

Was baust du alles an? Bist du auf ein besonderes Produkt spezialisiert? 

Zu Beginn, also so zwischen 2007 bis 2015, war die Spezialisierung seltene Kartoffelsorten. Mittlerweile baue ich alles an, was unser Klima so hergibt. Mein Steckenpferd sind Sonderkulturen in allen Variationen wie zum Beispiel Amaranth und Quinoa, aber auch Süßkartoffeln und Yakon. Natürlich habe ich nach wie vor eine große Vielfalt an seltenen Kartoffelsorten und seltenen Getreidesorten und auch der Gemüsebau nimmt stetig zu. Auch in diesen Bereichen setze ich auf sehr alte, vom Aussterben bedrohte Sorten, um diese zu erhalten.  Bei der Tierhaltung habe ich derzeit Mangalitza Wollschweine; eine Rasse, die stark gefährdet ist und das ganze Jahr draußen gehalten werden kann.

 

Wie baust du an? Was ist dir wichtig, auf was achtest du besonders? 

Ich baue weitgehend biologisch an, bin aber noch nicht zertifiziert. Es ist gar nicht so einfach Produkte in die Biolandwirtschaft zu integrieren, wenn die Herkunft des Saatgutes nicht nachvollziehbar ist, da es aus gelagerten Altbeständen entnommen wurde. Ich will die Vielfalt unsere Produkte und unserer Landschaft erhalten, zum einen um einen ausreichenden Genpool zu schaffen, zum anderen um sehr gesunde Lebensmittel zu erzeugen, in denen weniger Allergene enthalten sind. Ich bin ein strikter Gegner von Saatgut-Konzernen und lehne Gensaatgut sowie Hybridsaatgut aus Prinzip ab. Leider ist es zum Teil gar nicht mehr möglich bzw. sehr schwer, samenfestes Saatgut zu bekommen, z.B. beim Maisanbau.

 

Wohin sollte sich die Landwirtschaft deiner Meinung nach entwickeln?

Die Landwirtschaft muss unbedingt aufhören sich durch die Industrie sich selber und die Umwelt zu vergiften. Durch die momentane Politik "wachsen oder weichen" sägt die Landwirtschaft den eigenen Ast ab, auf dem sie sitzt. Das größte Problem ist jedoch der Verbraucher, durch die “Geiz ist Geil”-Mentalität ist es fast nicht möglich etwas zu ändern, da ja die meisten Landwirte zu allererst von ihrer Arbeit leben müssen. Außerdem muss aufgehört werden, die Landwirte aus den Dörfern zu drängen. Ökologisch und sozial betrachtet wäre eine kleinstrukturierte Landwirtschaft - wie es in den 1960er und 1970er Jahren der Fall war - am sinnvollsten. Aber zu dieser Struktur zurückzukommen ist nicht mehr möglich.

 

Kann man in der Zukunft mit neuen Produkten bei dir rechnen?

Die Wollschweinhaltung wird weiter ausgebaut, derzeit kann ich nur sehr beschränkt vermarkten, da mir die benötigte Stückzahl fehlt.

Ich plane gerade die Haltung von Wachteln. Der Gemüseanbau im ordentlichen Umfang mit alten Sorten soll nächstes Jahr beginnen. Ich würde gerne noch Wagyu-Rinder halten, aber hier scheitert es mittlerweile an der zur Verfügung stehenden Fläche.

 

Wie viele Bewohner des Landkreises Fürstenfeldbruck könntest du ernähren? 

Da ich leider viel zu wenig eigene Fläche habe und meine Kulturen wesentlich weniger Ertrag liefern als Standardsaatgut, dafür aber auch viel weniger bzw. keinen synthetischen Dünger brauchen, kann ich nur so um die 50 Leute ernähren.

 

Eine Bauernweisheit bitte. 

Vor Johanni bitt' um Regen, nachher kommt er ungelegen.

Zurück zur Übersicht

Um diese Seite für Sie optimal zu gestalten nutzen wir Cookies, z.B. um die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren (Google Analytics).
Manche sind dringend notwendig (z.B. zum speichern Ihrer Cookie-Einstellung). Durch Verwendung unserer Seite stimmen Sie der Nutzung
aller notwendigen Cookies zu. Weitere Informationen können Sie unserer Datenschutzerklärung entnehmen.

Nur notwendige Cookies Alle Cookies akzeptieren